
Prozesse der Migration und Integration verändern die institutionellen, sozio-kulturellen und ökonomischen Gegebenheiten der Aufnahmegesellschaften und die damit verbundenen Diskurse. Das gesellschaftliche Miteinander in einer sich pluralisierenden und heterogenisierenden Gesellschaft muss immer wieder neu verhandelt und hergestellt werden. Das birgt Konfliktpotentiale, die sich in Einstellungsmustern, neuen politischen Partizipationsformen und veränderten Identitäten und Zugehörigkeiten ausdrücken. Die Erforschung dieser Konflikte und ihrer Bedeutung für soziale Integration ist relevant, um gesellschaftlichen Auflösungstendenzen und Fragmentierungsprozessen begegnen zu können.
In dieser Abteilung werden migrationsbezogen die Ursachen, Vorstellungen und Praktiken sowohl von gesellschaftlichem Konsens als auch von gesellschaftlichen Konflikten untersucht. Demokratische Konsensherstellung und Konflikt bedingen sich dabei häufig wechselseitig. Konflikt macht politische Konsensherstellung und soziale Kohäsion oftmals erst möglich, indem er Problemlangen und Missstände politisch sichtbar und bearbeitbar macht. Gleichzeitig kann Konflikt jedoch auch zu gesellschaftlichen Spaltungen führen, wenn er auf Ausgrenzung und Abwertung von anderen basiert.
Diese Zusammenhänge werden in der Abteilung sowohl auf der individuellen Ebene der Einstellungen und Verhaltensdispositionen untersucht als auch in Form von Gruppendynamiken und kollektiven Handlungsprozessen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Kombination verschiedener interdependenter Merkmalsausprägungen (u.a. Geschlecht, Klasse, Herkunft, Religion), die strukturgebend für Konflikt und Konsensprozesse sind. Damit umfassen die Forschungsthemen Aspekte wie Solidaritätskonstruktionen, bürgerschaftliches Engagement, soziale Bewegungen, Protest und präfigurative Praktiken, ebenso wie Rassismus, Mehrfachdiskriminierungen und Radikalisierung.
Die Arbeitsgruppe bearbeitet die Themen interdisziplinär mit politikwissenschaftlichen, soziologischen, sozialpsychologischen und kulturwissenschaftlichen Ansätzen. Grundlage für die empirischen Analysen ist ein breites qualitatives und quantitatives Methodenspektrum, einschließlich der Surveyforschung, Experimenten, Biographie- und Diskursanalysen, Fokusgruppen, sozialen Netzwerkanalysen, qualitativer Interviews sowie partizipativer Forschung. Die Projekte ergänzen sich komplementär in Inhalt, Methodik und Ergebnisorientierung und sind sowohl problemzentriert als auch grundlagenorientiert. Sie zielen auf nationale und internationale Fachpublikationen und Wissenstransfer ebenso ab wie auf die Erarbeitung konkreter Handlungsempfehlungen und Interventionspraktiken.