Laufzeit: 01.10.2018 – 30.11.2020
Projektteam DeZIM: Prof. Dr. Naika Foroutan , Prof. Dr. Sabrina Zajak (Projektkoordination), Dr. Kathleen Heft
Projektteam Universität Leipzig Institut für Politikwissenschaft: Dr. Lars Vogel (Projektkoordination), Katharina Heger, M.A.
Projektteam Hochschule Zittau/Görlitz, TRAWOS-Institut Prof. Dr. Raj Kollmorgen (Projektkoordination), Jan Schaller, M.A.
Das Projekt untersucht Ausmaß, Ursachen und Folgen der Unterrepräsentation von Ostdeutschen sowie von Personen mit Migrationshintergrund in bundesdeutschen Eliten. Im Jahr 2019 sind weder Ostdeutsche noch Personen mit Migrationshintergrund entsprechend ihrem Bevölkerungsanteil in Elitepositionen präsent. Die Unterrepräsentation von Ostdeutschen in Elitepositionen hat seit 1990 in einigen Bereichen sogar zugenommen, selbst in Ostdeutschland stellen sie die Minderheit der Eliteangehörigen dar. Personen mit Migrationshintergrund sind, gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil von fast einem Viertel der Gesamtbevölkerung, in bundesdeutschen Elitepositionen erheblich unterrepräsentiert, wobei die Datenlage hier lückenhaft ist. Vor diesem Hintergrund erfasst das Projekt systematisch Ostdeutsche und Personen mit Migrationshintergrund in allen gesellschaftlich relevanten Bereichen wie Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Justiz, Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Massenmedien etc. Darüber hinaus trägt es zu einer Weiterentwicklung der wissenschaftlichen und politischen Debatte bei, indem es den Positionselitenansatz um die Rolle von symbolischen Eliten und Führungspersönlichkeiten, die vor allem für Personen mit Migrationshintergrund eine relevantere Elitenrolle einnehmen, erweitert. Schlussendlich untersucht die Studie nicht nur Personen in Elitepositionen und Eliteaspirant*innen, sondern auch die Wahrnehmung und Bedeutung dieser Unterrepräsentation in der Bevölkerung. Davon ausgehend, dass wahrgenommene Repräsentationsdefizite mit Folgen für die soziale Integration einhergehen, fragt das Projekt nach den Folgen der Repräsentationslücke für die Beurteilung von Eliten(-handeln), für Einstellungen gegenüber dem politischen System Deutschlands und die Formierung politischer Kulturen. Die Erfassung von Wahrnehmungsmustern des Elitenthemas und ihrer Bedeutung für die politische Meinungsbildung sowie das eigene Handeln findet dabei erstmalig statt und bildet den Grundpfeiler für politische Handlungsempfehlungen. Synergieeffekte zum DeZIM-Projekt „Die Erfassung von Mehrfachdiskriminierung und ihrer Dynamiken“ sind zu erwarten.
Neben der Auswertung vorliegender Studien und Recherchen kommen drei Methoden zur Anwendung: Erstens werden biografische Angaben und Berufskarrieren der Inhaber*innen von Elitepositionen mittels öffentlich bzw. halböffentlich zugänglicher Quellen erhoben, um Ausmaß und strukturelle Ursachen der Unterrepräsentation zu klären. Diese werden ergänzt durch qualitative Interviews mit ausgewählten Eliteangehörigen. Zweitens werden sechs Fokusgruppengespräche und eine repräsentative Bevölkerungsumfrage durchgeführt, um die Wahrnehmung und Bewertung von Eliten und der Unterrepräsentation von Ostdeutschen und Personen mit Migrationshintergrund sowie die Legitimität des gegenwärtigen Zustands hinsichtlich der ostdeutschen und migrantischen Elitenrekrutierung zu messen. Der Survey wird sich in Teilen an dem Postmigrantisch-Monitor orientieren. Hier wird die Bedeutung symbolischer Repräsentation kollektiver Identitäten und somit die Beobachtung, dass Eliten weniger durch ihre politischen Haltungen, sondern zunehmend durch Bezugnahme auf ihre Gruppenzugehörigkeit wahrgenommen und beurteilt werden, mitberücksichtigt.