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Viel Solidarität und hohe Aufnahmebereitschaft: Schnellumfrage und Working Paper zum Ukraine-Krieg

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DeZIM-Umfrage und Working Paper zeigen: Der Krieg in der Ukraine sorgt auch in Deutschland für eine Welle der Hilfsbereitschaft.

Der Krieg in der Ukraine sorgt in Deutschland für eine Welle der Solidarität. Das zeigt eine Schnellumfrage des DeZIM-Instituts. Es hat im Rahmen seines DeZIM.panels untersucht, wie die Menschen in Deutschland auf den Krieg reagieren, welche Reaktionen sie sich von der deutschen Politik gegenüber Russland wünschen und wie sie zu der Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine in Deutschland stehen. Dazu wurden vom 28. Februar bis 6. März 2022 bundesweit über 2.600 Menschen befragt.

Das DeZIM.insights Working Paper "Reaktionen auf den Ukraine-Krieg. Eine Schnellbefragung des DeZIM.panels" (DOI: https://doi.org/10.31235/osf.io/j9df3) wertet die Befunde aus und setzt sie in Beziehung zu den Erfahrungen aus dem Sommer 2015.

Zentrale Ergebnisse

  • In der ersten Woche nach Eskalation des Ukraine-Krieges zeigen die Menschen in Deutschland eine starke emotionale Betroffenheit. Dies gilt auch und insbesondere für Personen mit eigener Fluchterfahrung.
  • Es besteht eine ausgesprochen hohe Solidarität mit den Geflüchteten aus der Ukraine - in allen gesellschaftlichen Gruppen. Menschen mit eigener Fluchterfahrung zeigen dabei eine auffällig hohe Bereitschaft, Geflüchtete aus der Ukraine zu unterstützen.
  • Eine Mehrheit ist bereit, höhere Lebenshaltungskosten hinzunehmen, wenn dadurch der Druck auf Russland durch Sanktionen erhöht werden kann.
  • Eine Mehrheit sieht die Verantwortung für den Krieg bei der russischen Regierung.
  • Eingewanderte aus Russland und ihre Nachkommen zeichnen sich durch hohe Meinungsvielfalt aus und reagieren nur geringfügig anders als andere Bevölkerungsgruppen. Die Annahme, dass diese Personengruppe insgesamt Putins Politik befürworte, ist nicht haltbar.
  • Dennoch spricht sich mehr als die Hälfte aller Befragten dafür aus, dass aus Russland stammende Personen in Deutschland vermehrt mit der russischen Politik konfrontiert werden sollten. Es bleibt abzuwarten, inwiefern sich antirussische Ressentiments im Zuge des Ukraine-Krieges entwickeln und verfestigen.

Projektteam

Dr. Jörg Dollmann, PD Dr. Sabrina Mayer, Almuth Lietz, Jonas Köhler, Madeleine Siegel

Presse

Informationen zum DeZIM.panel

In den letzten Jahren sind die meisten westeuropäischen Gesellschaften aufgrund der anhaltenden Einwanderungs- und Einbürgerungsprozesse immer vielfältiger geworden. Auch wenn Politik und Gesellschaft die Realität der postmigrantischen Staaten, in denen Einwanderung ein unvermeidliches Merkmal ist, inzwischen weitgehend anerkennen, haben entsprechende Infrastrukturen für die Erhebung von Daten zur Analyse der Situation der eingewanderten Bevölkerung und ihrer Nachkommen noch Aufholbedarf. Längschnittbefragungen, wie zum Beispiel in Form von Access Panels, die es erlauben, aktuelle gesellschaftliche Trends zu analysieren und gleichzeitig spezifische Subgruppenanalysen zu ermöglichen, sind noch relativ selten.

Mit dem DeZIM.panel wurde eine solche Datenerhebungsinfrastruktur geschaffen, die explizit die heutige postmigrantische Gesellschaft in den Blick nimmt. Das DeZIM.panel ist eine multithematische Erhebungsinfrastruktur, die Themen aus Soziologie, Politikwissenschaft, Psychologie, Erziehungswissenschaften, Wirtschaft und anderen Disziplinen umfasst. Es wurde vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung initiiert, das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert wird.

Das DeZIM.panel beruht auf einer zufallsbasierten, offline rekrutierte Ausgangswelle im Jahr 2021 mit mehr als 7.000 panelbereiten Teilnehmerinnen und Teilnehmern, mit einem Oversampling von vier spezifischen Gruppen mit Migrationshintergrund: Menschen aus der Türkei, anderen mehrheitlich muslimischen Ländern, Staaten mit Gastarbeiteranwerbeabkommen sowie Aussiedlern aus der ehemaligen Sowjetunion und Rumänien. Seit 2022 erfolgt der reguläre Panelbetrieb mit vier Wellen im Jahr, die durch regelmäßige Schnellbefragungen zu aktuellen Themen ergänzt werden. Die erste Welle wurde im Februar 2022 abgeschlossen, die zweite Welle wird im März 2022 ins Feld gehen. Die erste Schnellbefragung zum Ukraine-Krieg wurde Anfang März 2022 durchgeführt.